Nach meiner Armeezeit suchte ich schnellstens ein Schiff und das möglichst mit meinen Kumpel Kalle vom Typ IX. Fast fünf Jahre gemeinsam prägen und so kamen wir auf die MS "Eisenhüttenstadt" kurz nach unserer Entlassung aus dem Grundwehrdienst. Aufsteigen an Pier24 (Schweinepier) immer ein Erlebnis. Eigentlich war man als Matrose mit mitte Zwanzig nicht mehr der Jüngste in der Besatzung, das war hier aber ander`s, wie vieles.;Es gab Pumpenleute und Heizer...das kannte meiner nicht.

 

Der Kapitän war ein erhabener Mensch, der Koch Peter(aus Sachsen/Anhalt) ein guter Koch, nicht so verliebt wie jener auf der Ablöserbesatzung der alles durch den Wolf drehte und alle Greationen von Gehackten kannte, der Bootsmann  Uwe ein Arbeitstier, zumindest im verteilen eben genannter. Alles in allen aber eine dufte Besatzung und ab ging es nach Murmask im Liniendienst Eisenerz laden und in Rostock wieder löschen.

 

Hier ein paar Daten zum Schiff :


Bauwerft: AB Götaverken, Gothenburg
Länge über alles: 199,65 m
Breite auf Spanten: 26,97 m
Tiefgang max.: 11,64 m 
Tragfähigkeit max.: 38.242 t 
Vermessung (Brutto).: 23.357 BRT 
Vermessung (Netto): 15.091 NRT 
Geschwindigkeit: 15,00 kn

 

Da meiner nach der Armeezeit keinen Urlaub mehr gut hatte, fuhr ich erstmal sieben Monate durch, nahm nur kurzen Hafenurlaub. In Murmansk, ein Flottenstützpunkt der Marine der UdSSR, war fotografieren verboten. Ab den Herbst wurde es nicht mehr richtig hell und bewundernswert waren immer wieder die Nordlichter. Oft waren mehre Passagiere mit an Bord. Die Küste von Norwegen rauf war der Seegang öfters stürmisch und so ging es ab und zu jenen dem entsprechend. In der Hafenliegezeit in Murmask gingen wir Abends meist in den Interclub auf eins/zwei Bier und etwas Wodka. Irgendwann hatte ich da Zutrittsverbot und nur weil...

 

Wir hatten etwas Wodka gesüffelt und da stellte sich raus, das der II.No eines bulgarischen Frachters Namenstag hatte (das Schiff hießr glaube ich Rudophia) und mit dem lagen wir (MS"Vockerode) Anfang der 80ziger in Rijeka zusammen in der Werft. Eine Freude und wir haben oft Nastrowje gesagt...jedenfalls gefiel das den bulgarischen Politoffizier nicht und er wollte das wohl unterbinden, beim Aufstehen riss er die Tischdecke runter und der Tisch schwam in Alkohol...das sollt mein Verschulden sein und so kam meiner zum Interclubverbot.
Der Vorarbeiter in Murmask war auch eine Art Unikum, wir alle hatten ja stets an man ein Arbeitsmesser...einmal nahm er meines lief an und überschlug sich beim werfen und traf punktgenau auf den vorher gewählten Punkt. Mit der Zeit kamen ein paar neue jünger Leute an Deck,...Gallus aus Berlin, Fussel aus Schwedt, Köppi aus Rostock,...wir waren schon eine Truppe.

 

Gallus hatte meiner zu Ostern rohe Eier in seine Filzstiefel gelegt und er sprang wie immer rein, einmal hatten wir Rostumwandler auf Klobrillen gestrichen...oder die Ärmel der Wattejacken zugenäht. Uns ist oft ein Streich eingefallen.

 

Einmal wurde der Koch krank und lag "flach", da mußte meiner mit in die Kombüse. Zusammen mit dem Bäcker die Besatzung bekochen, man fand uns beide besser wie den Koch. Jener kam von Land aus einen Braunkohlenkombinat und wollte (so er selbst; wieder zurück, er fand es angenehmer Nacht`s in der Kantine belegte Brötchen zumachen, Kaffee und Bockwürste zukochen).

 

Irgendwann sahen wir den Film mit Armdrücken, so wurde es zum Hobby das Pumpenmann Peter, 2.Elektriker Blondi und meiner das nach Feierabend übten, wobei wir uns öfters der Arm weh tat.
Nach 1989 wurde die MS "Eisenhüttenstadt" in die Werft nach Bijela (heutiges Montenegro) geschickt. Landschaftlich wunderbare Gegend.
Eisenuli (Matrose) wurde mal wieder Papa und es ward das vierte Mädchen, was ihn "erschütterte". Es war die streßigste Werfzeit und an manchen neuen Leuten die aufgestiegen waren.
Anschließend ging es nicht nach Murmansk Eisenerz laden, sondern nach Buchanan (Liberia) und da war immer noch Bürgerkrieg.
So weit ich mich erinnere war Buchanan von Rebellen "besetzt", das laden von Eisenerz lief problemlos, von weiten hörte man nur das Rattern von Maschinengewehren.

 

Das Umstellen der Laderäume von schwarzer auf weißer Ladung (z.B. Erz auf Getreide) war oft Streß, weil es in kürzester Zeit umgesetzt werden mußte, dazu sehr gründlich. Als nach der Wende Bootsmann Uwe abstieg, wurde meiner auf MS "Eisenhüttenstadt" dafür öfters eingesetzt. Wir fuhren nur noch mit Mindestbesatzung und wir fuhren nicht mehr Murmansk, eine weitere Reise ging nach Poerto Ordaz in Venezuela den Orinoco rauf, die Trophen waren viele nicht mehr gewöhnt und die Klimaanlage sicher seit Jahrzenten in Betrieb gewesen. Pumpenmann Peter und Keeper Siggi brachten das gute Stück zum laufen. Die Häuser auf Pfählen den Orinoco rauf und die Einbäume der Eingeborenen wie in einer anderen Welt, im Gegensatz war das Einkaufszentrum klimatisiert In Poerto Ordaz. Nach unseren Einkaufsbummel tranken wir in Ruhe auf einer Terasse ein kühles Bier (oder auch zwei), als gegenüber bei einer Bank plötzlich Polizei (oder Militär)auffuhr, die Bank war wohl überfallen wurden. Verhandlungen gab es wohl nicht nur ein paar Schüße und alles war vorbei. Es war wie in einen Film.

 

Am 16. November stieg meiner zum letzten mal von der MS "Eisenhüttenstadt" ab. Es waren schöne Fahrensjahre mit dollen Menschen, werde das nie vergessen und gedenke hier einmal Denen, die nicht mehr unter uns weilen, vorallen Master S. (II.NO) und mein Freund Peter V. (Pumpenmann).

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