Die MS "T.Fontane" war ein weißes Schiff und manche dachten die auf Fruchtschiffen fuhren waren etwas besseres. Wir hatten Zweimannkammern und es war alles anders als wir gelernt hatten, wir waren nicht nur Lehrlinge schlechthin, sondern auch dazu total unerfahren. Letzeres sicher oft zu Belustingung der Facharbeiter. Unser Bootsmann hieß Kuddel Q. (es gab ein Haufen Kuddels). Wir hatten in den Luken Maschinenteile geladen und an Deck so um die zwanzig LKW`s Typ W 50. Wir liefen in Rostock aus Richtung Panamakanal. Weil wir die LKW``s an Deck hatten durften wir ersteinmal ohne Taufe (oh es hieß ja Äquatorfest) die Äquator passieren. Es wurde von Tag zu Tag wärmer, gute Tip`s gegen Sonnenbrand gaben uns ältere Matrosen. Wir erreichten den Panamakanal und passierten ihn Nachts, die Geräusche und die bildlichen Eindrücke einfach unbeschreiblich, zumal es etwas ganz Neues war.
Die Hauptbeschäftigung der  Deckstruppe aus solch Schiffen bestand vorallem darin das Schiff in Farbe zuhalten. So wurde kurz vor der Kanalpassage der kleine Versorgungskran immer wieder weiß Farbe angemalt. Rostwasser mit "Rostumwandler" bekämpft, ein Kampf der nie endet.
Im Pazifik sahen wir im klaren Wasser das erste mal Hammerhaie, Einbäume der dortigen Bewohner.
Und dann waren wir am Zielhafen Poerto Bolivar bei Machala. Die Ladung löschen und eine Schiffsladung Bananen für Rostock laden. Das Ladegeschirr mußte gestellt werden, die Luken Löschklar gemacht werden, es gab viel Arbeit und eigentlich wollten wir an Land..

Und dann war es soweit, wir durften mit einen Facharbeiter an Land und das war gut so.


Das Wissen über die Geflogenheiten und Sitten eines Landes sind schon nötig. Viel Bolivares hatten wir nicht, aber für eine Inkamaske ( sie hängt heute noch an meiner Wand ) und einen Poncho reichte es, zumal wir noch unsere Uniformen aus dem ersten Lehrjahr hatte, welche wir eintauschten. Naja sicher haben wir ab und zu wenig verlangt. Geladen haben wir Bananen und es war ein Spaß der Facharbeiter und mit Achtung Bananenschlagen, Bananenkäfer usw. hochzunehmen.
Vor Einlaufen wurden dort alle Schotten verschlossen und Stores an Deck verschweißt, man klaute da alles.Es nützte wenig...etliches nahm (wie auch immer)Landgang und verschwand vom Schiff. Als wir voll (beladen) waren und ausliefen. Vertrugen wohl einige Insekten die Meeresbrise nicht und vielen von Masten und Unterzügen. Ekelig.

 

Aber das Deck war frei und die Manschaft freute sich auf die Äquatortaufe, Neptunfest. Etwas Glück das der Bäcker mit unter uns Staubgeborenen war. Der Koch sammelte tagelang Abfälle aus der Kombüße in einen 200 Literfaß an Deck, welches schön in der Sonne stand. In jenes sollten wir "abtauchen", der Bäcker entleerte das wohl nächtens, sicherlich nicht mit der Zustimmung der Täufer.
Der Tag der Taufe war gekommen, der 25.Septmeber 1978. Kurz vor dem Smoketime wurden wir "zusammengetrieben" und weggesperrt, gebe zu mir war das nicht einerlei.
Wir hatten nur eine kurze Hose an und Arbeitsschutzschuhe, das Stahldeck war echt heiß.
Zur "Einweisung" wurde uns noch erwähnt, nur mit gesenkten Haupt sich zu bewegen. Highlights waren neben der Abfalltonne, der Doktor, hierbei wurde man wie auf einen E-Stuhl festgemacht und es wurden zahlreiche abnorme Mittel einen eingeflößt. Irgendwann im Laufe des Rundganges wurde einen der Taufname zugerufen, den sollte man sich merken. Das bekam fast keiner mit,...auch der "Frisör" ein Könner seines Faches, egal welche Haartracht am Ende mußte man sich eh Glatze schneiden. Erinnere mich noch das es drei Mann brauchte mich im Taufbecken unter Wasser zu halten. Wie auch immer vor Neptun und seinen Hoheiten sollte man seinen Taufnahmen am Ende nennen, ich wußte meinen nicht und mußte mich "freikaufen"....und noch einen Durchlauf machen und DAS wollte ich sicher nicht...Also wieder Ablaß (2 oder 3 Kisten Bier), von einen Matrosen wußte ich das von den "Spenden" ein Barabend finaziert wurde und dieser anteilig von uns Täulingen bezahlt wurde. Naja mein Taufname war "Feuerqualle", so etwas kann man nicht vergessen. Ach ja meine Haartracht eine halbseitige Glatze, was bedeutete man durfte am Ende alles glätten. In Rostock eingelaufen es waren ja nur 12 Tage später war die Haarpracht sehr bescheiden, so das meine besuchenden Eltern mich nicht einmal erkannten.


Wir lagen nur wenige Tage zum Löschen der Ladung und liefen wieder gen Südamerika aus durch den Nord-Ostsee-Kanal. Es war eine ganz normale Reise ohne große Ereignisse, erwähnt sei nur am Rande, es war eine der wenigen Reisen für mich, wo ein Politoffizier mitfuhr und sich der Kabelede seinen X. Tripper holte und nach der Reise abstieg.
Die dritte Reise auf der "T.Fontane" sollte allerdings für eine der Katastrophenreisen werden (meine Bezeichung für Reisen wo Sachen passierten die nicht passieren sollten).

 

Nach der zweiten Reise durfte ich in den Hafenurlaub, als wir aus dem "Urlaub" (es waren knapp drei Tage) zurück kamen und unsere Kammern sahen waren wir erstmal geschockt. Hafenspringer (eine Art Ersatzbesatzung für Häfen, meist Seeleute ohne gültiges Seefahrtsbuch) haben die Kammer mehr als dreckig verlaßen, da wir Kiel anlaufen sollten um Reperaturarbeiten durchführen zulaßen, wurde das als Vorwand genutzt, kein Landgang für uns Lehrlinge. Die Reise war angemerkt der Politoffizier nicht mit, weil sie über Weihnachten ging. Nun nach dem Auslaufen in Kiel war ein Matrose weniger an Deck...er verließ uns (begann Republikflucht wie man es damals nannte).
Aber das interessierte uns Lehrlinge wenig, wir freuten uns aus die Äquatortaufe weil wir Täufer waren.
Eine schöne Sache gab es noch, ich gewann das Skattunier und damit auch eine Flasche Wodka (Lunikow), die wollten wir unter uns trinken. Die Taufe war nach Weihnachten angesetzt und es war mein erstes und nicht letztes Weihnachtsfest auf See. Die Hinreise hatte meiner 0/4 Wache. So bekam man wenig von Schiffsbetrieb mit, aber das änderte sich am 25.(oder war es der 27.Dezember). Früh ging die Kammertür auf und Mitlehrling Peter wurde auf den ganzen Schiff gesucht. Den Abend davor hatten wir noch zusammen gesessen und ein Bier und Wodka getrunken und erzählt...was war passiert???

 

Möchte nicht spekulieren, Fakt aber ist Peter war in der Karibik außenbords gegange, da wir ruhige See hatten ist nur eines anzunehmen. Es wurde tagelang gesucht, nach meinen Erinnerungen beteidigten sich auch ein schwedisches Schiff und die US Küstenwache daran. Gefunden haben wir ihn nie,
Aus diesen Grund wurde auch verständlicher Weise die Äquatortaufe abgesagt. In Bolivar wurden uns alle Sauerstoffflaschen und etliche Kübel Farbe gestohlen, das trotz guter Sicherung. Auf der Rückreise hatte ich mein erstes Silvester auf See. In Rostock eingelaufen durfte wegen der Vorfälle auf See erstmal niemand von Bord. Auch ich durfte wie wohl jeder andere zur Stasi. Ihn ging es weniger um Peter, wohl mehr um den Matrosen der in Kiel blieb, das meine Ansicht noch heute.
Nach den drei Reisen stiegen wir Lehrlinge ab und durften zirka eine Woche nach Hause. Das letzte Stück Lehrlingszeit stiegen wir auf den damals fast neuen Massengutfrachter MS " Weimar " auf und auch hier lief es etwas anders.

 

Ende Januar 1979 stiegen wir auf MS "Weimar" auf Die erste Reise ging ab in den Norden nach Murmansk (UdSSR), den Hafen den ich öfters sehen sollte, wie mir lieb war. Es war trüb, kalt und eine Art Monotonie irgenwie. Zu  Löschen, wir machten an der Pier 24(Schweinepier) in Rostock fest. Schweinepier weil dort Massengut gelöscht wurde und die Pier am besten nur in Stiefeln betreten werden sollte. Der Vorteil war viele Inspektoren und verschiedene Vertreter kamen nur wenn es sein mußte.

Nach dem Löschen mußten erstmal etliche Wochen in die Werft nach Wismar. Wir drei Lehrlinge gingen meist Wache, angefangen mit 16/24 Wache, 8 Stunden Bereitschaft, wieder 8 Stunden Wache und 8 Stunden Bereitschaft endete der Törn mit der 0/8 Wache und man hatte frei bis zum nächsten Tag 16 Uhr. Die Zeit verging schnell und in Wismar machten wir Bekanntschaft mit einen göttlichen Getränk den " weißen Träumen " . Was mich beim erstenmal dazu brachte das Schiff nicht zuerkennen. Nach dem die Reperaturarbeiten beendet waren, liefen wir aus gen Hamburg in`s Trockendock für den Uterwasseranstrich.In Hamburg das erste Mal auf der Reeperbahn, war so aufgeregt und am Ende enttäuscht, einmal lag es sicher an der Tageszeit (Nachmittags) und zweitens an der Vorstellung. Jedenfalls "besuchten" wir neben einer einschlägigen Kneipe, Fünf DM für ein kleines Bier...naja. auch das Eroscenter. Anschließend sollte es nach Cuba gehen um Rockzucker als Schüttgut zu laden. Die Kammern waren echt gut und hier lernte ich den Bootsmann schlecht hin kennen, hier wurde einen etwas beigebracht . Kuddel S. (nicht alle Bootsleute hießen Kuddel) war jemand vor dem man viel Respekt hatte. Später bin ich auf einen anderen Schiff noch einmal als Vollmatrose zusammengefahren.

 

Wir fuhren in Ballast (leer) nach Kuba um Rohzucker als Schüttgut zuladen. In Mantanzas luden wir zu erst. Dort machten wir eine Tauchfahrt mit dem Rettungsboot, es war fantastisch und erfeu mich der Erinnerung als ich mich an einer Koralle das Schienbeim aufschnitt. Die Wunde verheilte erst richtig nach langer Zeit. Als eines Tages dort unser Bootsmann ankam und ihn nicht einmal die Zigarette schmeckte war etwas faul...Was war passiert...???

 

Beim Düsenreinigen der Spritzpistole abgerutscht und sich Verdünner "gespritzt",...er wurde in ein Krankenhaus eingewiesen und flog später nach Hause. Nun wurde der Kabelede zum Bootsmann befördert, aber auch das nur eine kurze Zeit. Der stürzte beim Ladegeschirr überholen in den Schwimmpool und wurde ebenfalls in ein Krankenhaus gebracht. Auf der Rückreise dachte unser I.NO daran das wir ja noch die Facharbeiterprüfung praktisch machen mußten, wir bestanden alle und da hatte ich Ihn nun den Facharbeiterbrief, war Vollmatrose der Handelsschiffahrt mit Spezialisierung Schiffsbetriebstechnik Deck. Nun sollte Alles besser werden, das dachte ich jedenfalls...

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