In fast 19 Jahren Seefahrt erlebt man ne Menge, sieht viel und kommt viel rum.

Hier möchte ich euch einwenig teilhaben lassen an meinen Erlebnissen als Seemann.

 

Ich beendete meine Schule 1977 mit guten Noten und begann die Lehre am 28.08.77 auf dem MS "J.G.Fichte" das Lehrschiff der DSR,...eins oder es waren zwei jJahre früher, drehte das DDR- Fernsehen auf dem Schiff eine Serie über die Seefahrt und die meisten dachten,...cool so ist das Seben der seeleute...das will üsch auch...die Ernüchterung kam schneller als erwartet...
Im ersten Lehrjahr bekamen wir 100 Mark und auf See glaub war 1,50 DM...oder 1,75...wie auch immer...
meine Eltern fuhren mich also nach Rostock und da lag dieses Schiff im Hafen und wir mußten an Bord.
Das Erste was wir tun mußten...Koffer leeren und Sie unseren Eltern zurück geben,...dann unsere Unterküfte...genannt kammern...schätze es waren 3 mal 4 Meter für 4 Mann, Doppelstockbetten und jeder einen Spint.
Die MS "J.G. Fichte" war früher ein Truppentransporter.
Wir hatten richtig Schule an Bord und praktische Ausbildung.
Auf der Kammer wo üsch war,...waren neben mir noch ein Sachse,...ein Halbsachse(aus Zittau)und einer der wenigen Norddeutschen.
Warum so wenig Norddeutsche bei der DSR lernten ?...ja die wußten wohl was auf uns zukommt und sind besser Zuhause geblieben und haben sich eine andere Lehre ausgesucht.

 

Nach ein paar Tagen im Hafen liefen wir aus, Richtung Skagerrak...(auslaufen bedeutet nicht das wir undicht waren )nun aus heutige Sicht bewegte sich das Schiff leicht hin und her...für uns damals war die erste Walzerfahrt...eigenartiger weise wurde mir zwar einen Tag flau im Magen...und das wars, wobei andere Fische fütterten (kotzt du in Lee gehts in See, kotzt du nach Luv...kommts wieder ruff).
Wir waren nach Havana unterwegs, das sollte unser erster Hafen sein. Essen gabs früh, mittags, abends, warm mit Ausnahme Donnerstags (Seemannssonntag) und den anderen Sonntag...da gabs kalte Latte (kalte Platte) mit Kurs in den Süden wurde es täglich wärmer...und die uhren mußten alle zwei Tage gestellt werden. In unserern Kammern war es angenehm warm, eine Klimaanlage gab es nicht.
Ab und zu wurden wir zum Brückanwachdienst eingeteilt, meistens aber hatten wir Schule und praktische Ausbildung in Knoten, Spleißen usw.
Irgendwann lagen wir dann vor Havana...nur sahen wir von Reede die Umrisse der Stadt.
Irgendwie waren wir enttäuscht...

 

Nach paar Tagen liefen in Havana ein...und machten an der Pier fest.
Habe heute noch den süßlichen Duft in der Nase, er war nicht unangenehm...wir fieberten den ersten Landgang entgegen...und wie, wir wurden in Gruppen mit einen Lehrausbilder das erste mal gelassen...denke das war ganz gut so.
Währung war der Peso und für den Interclub gabs extra einen Peso, der Landgang war kurz, denne der Lehrausbilder wollt ja sicher Abends allein los. Aber wir waren beidruckt.
Während die Ladung gelöscht wurde hatten wir weiter Schule oder seemännische Ausbildung, wir luden unteranderen Havana Club, den besten Rum den das gibt!!! Besser wie Barcadi und zu ließ man eine Palette hart aufschlagen, so das paar Kisten runterfielen und das war Bruch und wurde abgeschrieben,... wir lehrlinge hatte nix davon.
Den zweiten Landgang durften wir unter uns machen, aber mindest immer drei Mann zusammen. Wir habe einen Drink genommen in der Hemingway Bar.
Beliebt waren wir DDR Seeleute, auf uns war man gut zu sprechen.
Naja nach paar Tagen liefen wir aus gen Europa...und da passierte das, was nicht geplant war auf der ersten Reise.

 

Wir Lehrlinge haben kaum Details erfahren, aber ich denke es war eine notwendige Maschinenreperatur was uns Brest (Frankreich) anlaufen ließ.
Das erste kapitalistische Land, wir durften als Gruppe an Land mit unseren Lehrausbilder und waren begeistert von den Eindrücken, gekauft haben wir nur Ansichtskarten, die wir beschrieben und gleich absendet haben, wir waren nur höchsten zwei Tage da und ab ging es über Skagen nach Szczecin.
Dort hatte ich 4/8 Wache, heißt von 4 Uhr bis 8 Uhr und das selbe Nachmittags an der Gangway sein.
In Szczecin durften wir unter uns Lehrlingen an Land und Polen war damals gegenüber anderen soz.Staaten schon etwas offener, habe mir für meinen Parka einen Victoriaaufnäher gekauft so mit Amiflagge, das sollte sich noch rächen...
und ab ging es nach Rostock und wir durften für eine Woche nach Hause um dann ins Internat einzuziehen.von der reise hatte üsch so 50 dm übrig,,,kaufte Kaffee, Ziggis, Süßes was weiß ich noch...erinnere mich noch Manni, jener kaufte sich eine Lewis, er hatte sein Ganzes dafür gespart.
Nun reisten wir im Internat an und meiner durfte gleich zum Internatsleiter...wir erinneren uns an das Victoriazeichen,..das war auf meinen Parka ja nun, "ob meiner ein Sympatisant des Imperalismus sei"? üsch nö...wieso,hab das aus dem soz.Ausland, zu dem Polen ja zählte.
Ende vom Lied,...habs wieder abgetrennt sonst wäre es das mit der Seefahrt gewesen.
Das Internat war ein Betonhochhaus in Stadtteil Lütten-Klein.
Der Winter war noch düsterer als man sich vorstellen kann und jeden Tag mit dem Bus zur S-Bahn...und dann zur Schule nach Marienehe.
Trinken durften wir zum beispiel im Internat kein Alkohol, und denoch...haben wir öfters mal paar Biers mitgenommen...und einmal kam der Erzieher vom Dienst rein und sah das Bier, der hin wie zur Heimleitung und was macht in der Zwischenzeit mein Zimmerkollege Hartmut...Bier raus in pinkelt rein.Die Getränkeprobe des Erzieher`s war dementsprechend.

 

Das Internatsleben war eintönig und oft war meiner die ersten Stunden in der Berufsschule müde, vorallem elektronische Maschinenkunde war ein Fach zum einschlafen. Wir hatten irgendwie alle den Abschluß geschaft und wurden für das zweite Lehrjahr auf Frachter verteilt. Mit drei weiteren Klassenkameraden durften wir Ende August auf die MS " T.Fontane" ein Fruchtschiffrachter aufsteigen und es begann eine andere Zeit für uns Lehrlinge.

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