Nach ein paar Wochen Urlaub bekam ich ein Telegramm Aufsteigen am 16.Sept.79 auf MS "Mansfeld" (Stammbesatzung). Es gab sechs Typ IX Schiffe mit je einer Stammbesatzung und für zwei des Types gab es eine Ablöserbesatzung.

 

Vockerode

 

Bauwerft: VEB Warnowwerft Warnemünde
Länge : 151,86 m 
Breite : 19,24 m 
Tiefgang max.: 8,30 m 
Tragfähigkeit : 11.773 t 
BRT : 8.488,58 BRT 
NRT : 4.296,55 NRT 
Geschwindigkeit : 15,90 kn

 

Man war ich stolz endlich Facharbeiter, aber schnell wurde mir klar...da fehlt noch viel und auf jeden Schiff ticken die Uhren anders. Aufgestiegen teilte man mir eine Kammer zu mit einen Kollegen, (welcher erinnere mich gut daran) drei Häufen Wäsche auf der Backskiste hatte, sauber...dreckige und Arbeitswäsche, das konnte heiter werden...

 

Jede Besatzung ist anders und hier hatte meiner die Ehre als zweiter Wachmatrose in die 0/4 Wache zugehen, was nach der Revierfahrt bedeutete Tagesgang unter Bootsmann Alfred den Schinderhannes. Jener kannte nur Entrosten und Malen ( Farbe wird auf Schiffen nicht gestrichen, sondern gemalt). Auslaufen im Ballast ging es nach Cassablanca (am Ende meiner Seefahrt war meiner 13 mal da). Wir luden ca.11 000 Tonnen Apatit ein weißgelnliches Pulver und Massengutpiers sehen nicht nur in Rostock aus wie sonstwas. An Land ging ich nicht denn Händler kamen an Bord und auf Grund das man keine Mark der DDR dort nahm handelten wir mit Sachen. Glaub meiner "versaute" da wohl das erste mal die Preise und zurück ging es nach Hamburg/Haburg zum Löschen. Hamburg...wow ich freute mich darauf!

 

Haburg festgemacht und sofort begang das löschen der Fracht auf Eisenbahnwaggons. Die Fracht war für die damalige CSSR. Es ging zügig voran und man kam oft mit den Hafenarbeitern in ein Gespräch, über Politik wurde im Prinzip nie gesprochen. Begehrt war das Rostocker Hafenbräu (Bier) für 1:1 haben wir schon einmal eine Kiste verkauft, für uns war es gut und der Hamburger konnte einmal richtiges Bier trinken....Als ich nun Wachfrei hatte und einkaufen wollte, hatte ich keinen zum mitgehen. Also alleine los und nach knapp drei Tagen liefen wir wieder aus gen englischen Kanal Richtung Anaba (Algerien), durch Gibraltar in`s Mittelmeer. In Anaba wurde gleich mit dem Laden begonnen Eisenerz, es war meist Brocken oder roter Staub und der Staub wehte in jede Ecke des Schiffes und es sah aus! Nach dem Auslaufen wurde das Deck gespult, die Aufbauten mußte man um das rote Zeug runter zubekommen mit dem Leuwagen waschen. Im Urlaub hatte ich einen Verkehrsunfall und so kam ich zu der Ablöserbesatzung, es war die beste Zeit meiner Seefahrt.

 

Am 1.August 1980 stieg meiner mit der Ablöserbesatzung auf MS"Mansfeld" auf, 8228 BRT und hier sei erwähnt, das Typ IX Schiffe echte Schauckelschiffe waren. Selbst bei glatter See hatten wir ständig mehrere Grad Kränkung. Meist fuhren wir zum Laden nach Anaba, Cassablanca, Sfax, Ventspils, aber auch nach Narvik (Norwegen) oder Lulea (Schweden). Ende November war unsere Besatzung mehrere Monate in der Werft von Rijeka (Juguslavien), hier verpflegten wir uns selber und bekamen eine höhere Auslöse in Devisen. Da konnte man sich schon einmal etwas leisten und seit dieser Werftzeit trinke ich keinen Sliwowitz mehr!

 

Im Sommer 1981 (hoffe irre nicht) heiratete unser Maschinenassi Spargeltarzan zu Hause in der Nähe von Reichenbach/Vogtl.. Natürlich kamen einige zum Polterabend und es war ein echtes Erlebnis, ob der Hund mir heute noch übel nimmt, das meiner seinen Napf austrank? Nun Gildo und die Köchin kamen aus Thüringen, unsere Bäckerin von der Küste, oft traf man sich im Urlaub auch privat. Der Zusammenhalt unter uns war nicht verleichbar.

 

Die Werfzeit ging über Monate und wir waren eine gute "Truppe". Meist taten sich mehrere zusammen und kochten abwechsend Abends warm. Später waren wir mit MS "Mansfeld" in Szczecin in der Werf über Monate. Um Abwechslung in unser Leben an Bord zu bringen, gab es Skat- oder Doppelkopftuniere, wenn die Luken leer waren spielten wir auch einmal Volleyball, oder es gab den Kinoabend, oder auch den einen oder anderen Barabend. Wenn uns gar zu langweilig wurde...machten wir eine Zwangsverlobung. Einmal verlobten wir eine Stuardeß (welche eingweiht war) mit einen Decksmann und der faste das Ganze sehr ernst auf. Es war nicht leicht alles richtig zustellen. Anfang der 80ziger kam die NDW auf und einmal kauften wir in Rostoch uns alle kleine Musikinstrumente, wie Triola, Rasseln, Schellen usw. Werde das Bild unseren 2.NO nie vergessen als er uns beim "Proben" störte.

 

Oft bekam keine Ablösung und mußte weiter fahren, da war "Schöntrinken" angesagt, Anfang der 80ziger  wurden immer öfter Leute von Land als Decksleute oder Maschinenhelfer eingestellt aus Mangel an Arbeitskräften, erinnere mich noch bestens an einen, der saß seelenruhig mit einer Flasche Bier beim Frühstück, während wir ablegten. Seine ganze Ausrüstung bestand aus einer Reisetasche. Das auf dem Schiff gearbeitet wird war für ihn unbegreiflich. Nach der ersten Reise hörte er auf, oder einen Decksmann (wußte das nicht das er noch nie gefahren war), beim Ablegen reichte es mir und schrie ihn an,...ein Kerl wie ein Baum, Aussehen wie ein Actionheld, der heulte plötzlich los. Für viele war ein Einleben auf dem Schiff schwer, eins weil sie falsche Vorstellungen hatten und zweiten`s, weil sie keine Ahnung hatte auf was sie sich "einließen".

 

Einige Zeit hatte ich nur 8/12 Brückenwache, später als Willi II.NO wurde 0/4 Wache und ihm hat meiner zu verdanken, das man Sterneschießen gelernt hat, Berechnung von Fahrfehlern, Kursberichtigungen, Wettermachen und Vorauskoppeln. Mich interessierte das alles sehr.

 

Wir hatten einmal einen 3.NO, jeder der Ihn kennt, weiß wen ich meine, Otto S. Nun seine Eßkultur war nicht die beste und sein Umgang sicherlich auch nicht, denoch wird einen Erinnerungen wach, bei tierischen Minusgraden kam Otto eben in Jesuslatschen ohne Socken auf die Manöverstation zum Ablegen. So etwas vergißt man nicht oder ein anderer NO welcher Samstag zum Mittag seinen Pudding in den Eintopf schüttete und der Meinung war,...im Magen kommt eh alles zusammen.

 

Ach ja der Lohn, wir verdienten als Matrose oder Maschinenassistent so um die 900 Mark, mit Wachzulage und Bordzulage wurde es mehr. Dazu 3,50 DM auf See.


Anfang Januar 1985 durfte meiner beim Kapitän antreten, hier bekam ich die weniger erfreuliche Nachricht meinen Grundwehrdienst im Mai antreten zu dürfen! Also in Urlaub, eine Reise auf der MS "Thale" nach Murmansk machte ich noch im März und nach dem Wehrdienst wieder zur DSR.

 

THALE

Massengutfrachter

Bauwerft: Howaldt-Werke AG
Länge über alles: 171,80 m 
Breite auf Spanten: 22,40 m 
Tiefgang max.: 10,28 m 
BRT.: 14.647,62 BRT 
NRT: 8.107,00 NRT 
Geschwindigkeit: 15,00 kn

 

Die MS "Mansfeld" war in zwischen abgebrandt und man verkaufte die restlichen Typ IX Schiffe. So kam meiner zu der Ehre auf die MS "Eisenhüttenstadt" aufsteigen zu dürfen, ein Erzfrachter im Liniendienst Rostock/Murmansk. Irgendwie durfte ich nur noch "rechtsrum" fahren.

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